Tabletgestützter Unterricht – eine Standortbestimmung unseres Pilotprojektes

Tabletgestützter Unterricht – eine Standortbestimmung unseres Pilotprojektes

Nachdem letztes Jahr die Entscheidung gefallen war, in einer naturwissenschaftlichen Klasse tabletgestützten Unterricht einzuführen, fand sich schnell eine Gruppe experimentierfreudiger Lehrkräfte zusammen, die Lust hatten, dieses Pilotprojekt mitzugestalten, und sich auch von Verzögerungen zum Beispiel bei der Lieferung der Tablets nicht abschrecken ließen. Ende September konnten die Tablets zum ersten Mal an die Schüler(innen) der 5a ausgegeben und im Unterricht in einem modern eingerichteten Klassenraum eingesetzt werden. Nach dem ersten Schulhalbjahr möchten wir Bilanz ziehen.

Anfangsschwierigkeiten

Gerade in der Anfangsphase haben wir mit diversen Schwierigkeiten gekämpft: Das Herausholen und Zurücklegen der Tablets in den Schrank mit dem Anschließen der Ladekabel hat lange gedauert; Passwörter mussten von den Schülern festgelegt, gelernt und korrekt eingegeben werden; Apps waren nicht richtig geladen; Formulare für Einverständniserklärungen der Eltern mussten formuliert, verteilt und wieder eingesammelt werden; das ungewohnte Arbeitsgerät wurde von manchen als Spielzeug betrachtet, während andere hochmotiviert waren, mit dem Tablet zu arbeiten…

Da auch für uns Lehrer der Tableteinsatz neu war, mussten und müssen wir viel lernen: Welche App kann ich für welchen Unterrichtseinsatz sinnvoll verwenden? Wie funktioniert sie? Wie kann ich sehen, was alle Schüler(innen) gerade machen? Wie kann ich zum Beispiel das Internet für die Klasse sperren?

Weiterentwicklung des Unterrichts

Nach und nach konnte der Tableteinsatz in der 5a weiterentwickelt werden. Zunächst haben wir mit den Tablets traditionelle Arbeitsmittel ersetzt. So werden Arbeitsblätter nicht mehr kopiert, sondern zum digitalen Ausfüllen verteilt und eventuell wieder eingesammelt. Übungen müssen zur Auswertung nicht mehr auf eine Folie gezogen und am OHP ausgefüllt werden; ein schnelles Foto reicht. Notizen können in ein Heft geschrieben oder mit Hilfe einer App festgehalten werden.

Verändert hat sich der Unterricht in mehrfacher Hinsicht. Das Internet ist aus dem Klassenraum erreichbar, wenn auch leider unzuverlässig. Für Recherchen muss kein Computerraum mehr für die gesamte Stunden gebucht werden; die Schüler(innen) nutzen schnell „Safari“. Auch unsere Lernplattform „Moodle“ kann jederzeit eingesetzt werden; mit ihr arbeiten die Schüler(innen) im Deutschunterricht regelmäßig, um in ihrem individuellen Tempo Aufgaben auf einem für sie passenden Niveau zur Verbesserung ihrer Rechtschreibleistung zu bearbeiten. Viel Spaß hatte die Klasse bei der Wiederholung grammatischer Fachbegriffe mit Hilfe eines „Kahoot“-Quiz.

Tablets können den Unterricht auch verbessern und neue Möglichkeiten eröffnen. So haben bisherige Deutschklassen bei dem Thema „Märchen“ meist eine Tabelle in ihrem Heft angelegt, mit der sie prüfen konnten, ob ein Märchen die traditionellen Merkmale der Gattung erfüllt. Die Zahl der Spalten war zwangsweise sehr begrenzt. Nun arbeiten wir mit einer digitalen Tabelle, zu der beliebig viele Spalten ergänzt und bei Bedarf ausgeblendet werden können, sodass diese Tabelle auch zur Überprüfung und Überarbeitung eigener Märchen genutzt werden kann. Für einige Schülerinnen und Schüler ist die Verwendung von Textverarbeitungs- und Tabellenkalkulations-Apps wie Pages und Numbers oder von der von uns gewählten Notizen-App schon sehr routiniert, sodass wir bald weitere Funktionen dieser Apps funktional einsetzen setzen. Mittlerweile können die Schülerinnen und Schüler selbstständig digitale Präsentationen erstellen, die teilweise so manchem Oberstufenschüler als Orientierung dienen könnten.

Im Fach Mathematik ist es nun möglich die Lösungen zu den Lernplänen jedem Schüler zum Lernen zum Beispiel für die Lernzeiten zur Verfügung zu stellen. Bisher war dies aufgrund der dann zu hohen Anzahl an Kopien nur in einem Ordner im Klassenraum möglich. Auch eine Bereitstellung von zusätzlichen Materialien und Lösungen in unserer Lernplattform ist ohne Tablets unmöglich. Denn es kann nicht vorausgesetzt werden, dass wirklich jeder Schüler Zuhause Zugriff auf diese Inhalte hat – damit wäre die Chancengleichheit nicht mehr gegeben. Mit den von der Schule administrierten Geräten ist sichergestellt, dass alle Schülerinnen und Schüler hier die gleichen Voraussetzungen haben. Die Klasse 5a hat außerdem an der jährlichen Aktion „Mathe im Advent“ teilgenommen. Hier werden täglich weihnachtliche Knobelaufgaben in Form eines Adventskalenders von den Schülerinnen und Schülern gelöst. In anderen Klassen scheitert die Teilnahme an diesem für das Fach Mathematik motivierenden Wettbewerb an der geringen Anzahl von Computerräumen sowie dem viel zu hohem Aufwand, den Schülerinnen und Schülern jeden Tag den Zugriff auf das Internet zu ermöglichen (Raumbuchung und der Raumwechsel während der wertvollen Unterrichtszeit). Auch im Informatikunterricht (eine weitere Besonderheit der NW-Klasse) sind die Tablets vielfältig im Einsatz, bei dem Zugriff auf Lernvideos, dem Erstellen von Algorithmen und den ersten Programmierübungen mit Mr. Byte von Swift Playgrounds. Inzw

Ausblick

Wir freuen uns darauf, weitere Einsatzmöglichkeiten auszuprobieren. So kann ein Text in Gruppen interaktiv überarbeitet werden, das Erstellen eigener Lernvideos, Quizfragen und Lernaufgaben durch die Schüler(innen) fördert und fordert eine genaue Auseinandersetzung mit dem Lernstoff.

Das Fazit des Klassenkollegiums fällt nach knapp drei Monaten eindeutig aus: Wir möchten die Möglichkeit, Tablets dann einzusetzen, wenn wir es für sinnvoll halten, nicht mehr missen.