Schüler-Senioren-Kunstprojekt “Ernährung damals und heute”

Gut vorbereitet tauschten sich 26 Schülerinnen und Schüler der Klasse 9D (2014/15), des Gymnasiums der Marienschule Euskirchen, begleitet von Kunstlehrerin Ingrid Müller, am 18. Mai 2015 mit einigen Bewohnern (ca. 75-94 Jahre) des Senioren-Parks Carpe Diem über das Thema “Ernährung damals und heute” aus.
(erweiterte Themen waren: Tischmanieren, Verpackungen, Haltbarkeitsdatum, Aufbewahrung, regionale, internationale Kost, fast food, Esskulturen, Tischgebet usw.)

Es war sehr interessant und bewegend zu sehen, wie behutsam, interessiert und höflich, ja liebevoll, sich beide Generationen im Gespräch begegneten.
Die Schüler hielten sich an vereinbarte Tabuthemen und trotzdem flossen einige Tränen bei den Senioren und Seniorinnen, da vielleicht alte Erinnerungen zurückkehrten.
Nach den ersten Minuten der vorsichtigen, behutsamen Annäherung beider Generationen entstand ganz leise ein neuer WIR-RAUM geprägt durch Dankbarkeit, Achtsamkeit, Demut, Freude und Höflichkeit.

Eine anschließende Reflexion im Kunstraum der Marienschule zeigte, dass die Schüler das Gespräch mit den Senioren als eine große Bereicherung wahrnahmen.

Der Seniorenpark Carpe Diem erklärte sich sofort bereit, alle Leinwände und die Farben zu diesem Projekt zu sponsern.
Der Dialog mit den Senioren wurde von den Schülerinnen und Schülern immer wieder reflektiert und neue Ideen flossen in den anschliessenden Malprozess ein.
Zum Beispiel berichtete eine Schülerin, sie möchte gerne ein lebloses Kaninchen darstellen, da eine Seniorin zum Thema “Ernährung von damals” sehr bewegt über einen Kaninchenbraten erzählte. Oder des weiteren waren 2 Schüler sehr angetan und stolz, da sie sich mit einem ehemaligen Lehrer der Marienschule unterhalten konnten.

Dies war nun für die Schülerinnen und Schüler eine große Herausforderung. Das Umsetzen von Gegenständen aus der damaligen und heutigen Zeit, in Acryltechnik, sowie eine Komposition auf 13 einzelnen Leinwänden (100x 50cm) zu kreieren, die in einer gemeinschaftlichen Arbeit zusammengesetzt wurden und später ein großes Gesamtbild ergeben sollten. Individualität, Kooperation, Geduld, Einfühlungsvermögen, Kreativität sowie Freude und das Entdecken eigener Ressourcen zeichnete diesen Prozess bei den Schülern aus.

Damit der Kontakt zwischen den beiden Generationen in dieser Schaffensphase nicht abreißen sollte, drehten die Schüler und Schülerinnen Videos, welche den Senioren die Möglichkeit gaben, sie am Entstehungsprozess des Bildes in dem Kunstraum der Marienschule Euskirchen teilhaben zu lassen.

Am 17. September wurde das große Bild “Ernährung damals und heute” den Bewohnern des Seniorenparks Carpe Diem von den Schülern in einer feierlichen Stunde im Restaurant überreicht.
Eine bewegende Schülerrede sowie ein musikalischer Beitrag von Schülern und das gemeinsame Aufhängen des Bildes machte diese feierliche Stunde unvergesslich.
Vielleicht entstand aus dieser Begegnung etwas neues Verbindendes, eine neue Energie und eine neue Intensität des Dialogs, an welche sich beide Generationen noch lange erinnern werden.

I. Müller

Schülerrede:

Liebe Senioren und Seniorinnen, sehr geehrtes „Carpe Diem“-Team, verehrte Anwesende,

wir freuen uns heute hier zu sein, um nun dem Projekt, das unseren schulischen Alltag seit mehreren Monaten begleitet, den verdienten Abschluss zu verleihen. Die Rede ist vom Projekt „Essen damals und heute“, welches wir auf unsere künstlerische Art und Weise visualisiert haben.
Wir sind die ehemalige Klasse 9D, die mittlerweile schon mit vielen anderen Schülern die Einführungsphase der Marienschule Euskirchen bildet und von unseren Lehrern und Lehrerinnen täglich ein Stück näher zum Abitur geführt wird. Wir sind zwar froh, dass wir alle nun schon einen Schritt weiter sind, denken aber dennoch an die grandiose Zeit mit unseren Klassenkameraden zurück und besonders an die Zeit dieses Projektes. In Teamarbeit wurde gedacht, gezeichnet, gemalt, korrigiert und rezensiert – fernab von Streit und den alltäglichen Sorgen eines Schülers. Deshalb ist es uns eine Ehre, dass wir hierher zurückkommen können und Ihnen die fertigen Gemälde zu präsentieren.
Es ist nun gut ein halbes Jahr her, dass wir das erste Mal hier waren und mit Ihnen geredet haben. Über Ihre Vergangenheit, über Ihre Essgewohnheiten, über Ihre Sicht der Dinge. Und das Ergebnis sind nicht nur Bilder, sondern viel mehr das, was dahinter steckt. Ein Dialog zwischen Alt und Jung, zwischen uns Allen. Das was uns verändert, das was wir verändern – eingefangen in mehreren Bildern. Ein durchgeklügeltes Konzept, das unsere Kunstlehrerin Frau Müller mit uns bedacht und perfektioniert hat. So war das Ziel die Verbindung zwischen damals und heute; ein inhaltlicher Kontrast auf einer künstlerischen Leinwand, die nun Ihren Essensraum schmücken soll.
So können Sie sich zum Beispiel die Entwicklung der Kaffeemaschine ansehen. Wie aus einer hölzernen Kaffeemühle ein glänzender Kaffeeautomat wurde, der Ihnen in wenigen Minuten, ohne jegliche Anstrengung einen Kaffee zaubert.
Wir hoffen sehr, dass sich jeder ein Stück weit in diesem Gesamtwerk wiederfindet und beim Anblick auch das ein oder andere Mal an uns denkt.
Es waren viele Stunden harte Arbeit, voll von Rückschlägen und Erfolgen, die uns sowohl viele Nerven gekostet, als auch viel Freude geschenkt haben. Neben den vielen Kunststunden, arbeiteten die Talentiertesten von uns in einem Projektkurs weiter an dem Werk. Sie sorgten für den Feinschliff und vollendeten es, ohne die persönlichen Note jedes Einzelnen zu entfernen.
Einen besonderen Dank möchten wir hierbei an unsere Kunstlehrerin Frau Müller sowie an Sie alle aussprechen. Ohne die tatkräftige Hilfe von Frau Müller und die lehrreichen Gespräche mit Ihnen wäre all dies nicht möglich gewesen und dafür möchte ich mich im Namen der ganzen Klasse noch einmal herzlich bedanken.

Lange Rede, kurzer Sinn – wir freuen uns Ihnen jetzt zu zeigen, was wir mit Ihren Geschichten erschaffen konnten und hoffen, dass es Ihnen genauso gefällt wie uns!