Linus venit, vidit, vicit

Linus venit, vidit, vicit

Als sich in der letzten Septemberwoche die 64 besten Sprachenlerner Deutschlands zum Sprachenturnier in Hennef trafen, war unter ihnen auch ein Marienschüler. Linus Rode, EF, hatte sich durch seine hohe Punktzahl beim Landesentscheid für das Bundesfinale qualifiziert. Während er in der ersten Runde nur in Latein angetreten war, musste er nun eine zweite Sprache hinzunehmen – für das Sprachtalent kein Problem. Bei vielfältigen Aufgaben konnte er die Jury von sich überzeugen und belegte den dritten Platz im Vergleich mit den Teilnehmern aller Sprachen und den ersten unter denen, die in Latein angetreten waren.

Zu diesem grandiosen Erfolg gratulieren wir Linus ganz herzlich. Wir als Schule sind mächtig stolz auf dich!

Linus narrat…

Nach mehreren Tagen voller Vorfreude trat ich dann am Morgen des ersten Tages die Anreise an. Ich war total gespannt darauf, was und vor allem welche anderen Schüler/innen mich in Hennef erwarten würden.

Schon während der Hinreise lernte ich einige andere Teilnehmer/innen kennen und merkte schnell, dass es ihnen genauso ging wie mir. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, erfuhren wir in der allgemeinen Begrüßung, welche Aufgaben in den nächsten Tagen auf uns zukommen würden.

Zunächst wurden wir mit einer uns allen unbekannten Sprache konfrontiert. Während der Präsentation, in der wir über die wichtigsten Eigenschaften des Schweizerdeutschen informiert wurden, wurde uns schnell klar, dass es sich dabei durchaus um eine eigene Sprache handelt, da es viele grundsätzliche Verschiedenheiten zum Deutschen gibt.

Am nächsten Morgen stand für mich als Lateiner die 45-minütige Übersetzungsaufgabe auf dem Plan. Da wir für den relativ anspruchsvollen Text Wörterbücher benutzen durften, fiel mir diese Aufgabe nicht sehr schwer.

Direkt im Anschluss erhielten wir einen Rechercheauftrag. Die Informationen aus dem gestellten lateinischen Material sollten am Nachmittag einzeln der Jury präsentiert werden. Und zwar zum größten Teil auf Lateinisch. Zur Auswahl standen zwei Themenbereiche: Im ersten lasen die Teilnehmer/innen Kommentare antiker Philosophen zu den Göttern. In der Rolle eines Gottes sollten sie die Aussagen rekonstruieren und Stellung dazu nehmen.

Ich entschied mich jedoch für die zweite Möglichkeit, bei der ich als römischer Fremdenführer auftreten und der Jury etwas darüber erklären sollte, welche Vorteile der Standort der Stadt Rom biete. Außerdem musste ich auf eine frührömische Sage und deren Handlungsort, das Kapitol eingehen.

Bei dieser anstrengenden Vorbereitung war es für mich als Lateinschüler das erste Mal, auf Latein zu schreiben. Dementsprechend fand ich diese Aufgabe auch sehr schwierig. Nach der Präsentation, die eigentlich ganz gut lief, musste ich noch Fragen der Jury zu den Informationstexten beantworten (auf Deutsch).

Anschließend hörten alle Teilnehmer/innen eine Geschichte auf Schweizerdeutsch, zu der ich zehn lateinische Fragen beantworten musste. Weil ich für die Hälfte der Fragen lateinische Antworten formulieren musste und mir vor allem inhaltlich nicht immer sicher war, war dieser Fragebogen für mich vielleicht die schwierigste Aufgabe.

Am nächsten Morgen stand die Literaturprüfung in meiner zweiten Wettbewerbssprache, Englisch, an. Wie in einer mündlichen Prüfung mussten wir mit der Jury über ein Buch sprechen, mit dem wir uns im Vorfeld beschäftigt hatten. Vor dieser Aufgabe war ich besonders aufgeregt, letztendlich war es aber nicht so schwer wie gedacht.

Zwischen unseren Prüfungen und vor allem abends hatten sich alle Teilnehmer/innen immer wieder in ihren zuvor eingeteilten Teams getroffen, um an der vielleicht wichtigsten Aufgabe, einem kurzem und vor allem mehrsprachigem Theaterstück zu arbeiten. In meiner Gruppe hatten wir uns schon den sinngemäßen Handlungsverlauf überlegt und alle unsere Texte in den jeweiligen Wettbewerbssprachen geschrieben. Deshalb konnten wir uns nun mit der Darstellung unserer Handlung beschäftigen. Ich fand es sehr schwierig, meinen lateinischen Text so vorzutragen, dass alle Zuschauer/innen verstehen würden, was ich sagen wollte.

Bei der Vorstellung mit allen Teilnehmern/-innen konnten wir unsere Ideen in einer gelungenen Aufführung gut umsetzen, aber auch jedes der anderen elf Teams hat beeindruckende Ergebnisse erzielt. Denn mit guten schauspielerischen Leistungen konnte man trotz der vielen, z.T. unbekannten Sprachen die Handlungen verstehen.

Nachdem auch diese letzte Prüfung mit vielen gegenseitigen Glückwünschen und Komplimenten zu Ende gegangen war, hatten wir den Rest des Tages frei. Natürlich waren wir froh, alles geschafft zu haben, und der Arbeitsdruck der vorherigen Tage war wie weggeblasen. Bei ausgelassener Stimmung trafen wir uns zuerst mit allen in einer der Sporthallen und saßen dann noch lange in kleineren Gruppen zusammen, tauschten uns aus und hatten Spaß.

Die Preisverleihung am Samstagmorgen begann mit einem Grußwort der Wettbewerbsleitung sowie der Schulministerin NRWs, Sylvia Löhrmann. Nach einem Rückblick auf das Sprachenturnier berichteten uns zwei Teilnehmer von ihren Erfahrungen beim ISLI Seminar, das sie bereits im letzten Jahr gewonnen hatten. Bei diesem internationalen Seminar treffen Schüler/innen aus ganz Europa auf ausländische Jugendliche, die hier als Kinder von Soldaten Militärschulen besuchen, und beschäftigen sich gemeinsam mit Führungsqualitäten.

Anschließend kam meinem Team die besondere Ehre zu, als die Gruppe mit der besten Teamleistung unser Theaterstück noch ein zweites Mal aufzuführen. Dabei hatten wir sogar noch mehr Spaß als vorher, denn wir konnten die Zeit auf der Bühne ohne den Druck der Prüfung besonders genießen.

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Danach begann die Verkündung der Platzierungen und Verleihung der Preise. Ich hatte überhaupt nicht mit einer Platzierung gerechnet, schließlich befand ich mich unter Deutschlands 64 besten Fremdsprachlern/innen meiner Altersklasse. Doch nachdem die diesjährigen Gewinner des ISLI Seminars geehrt worden waren, wurde ich gemeinsam mit einigen anderen als Drittplatzierter aufgerufen. Und als ob das noch nicht genügt hatte, war ich sogar der Höchstplatzierteste aller teilnehmenden Lateiner/innen! Ich erhielt neben einer Urkunde einen Geldpreis, der vom Deutschen Altphilologenverband gestiftet wurde.

Die beiden erstplatzierten Schüler/innen wurden auf besondere Weise geehrt: Ihr Preis ist eine Sprachreise in die USA im nächsten Sommer.

Natürlich wurden alle Teilnehmer/innen immer wieder aufgefordert, im nächsten Jahr erneut beim Wettbewerb mitzumachen, in den Kategorien SOLO 8/9/10, SOLO 10+ oder TEAM (Klassen 6 bis 10).
Für alle Sprachinteressierten und -begabten sind
Informationen zu den möglichen Wettbewerbssprachen, den verschiedenen Kategorien, den Preisen und den Aufgaben auf der Internetseite des Wettbewerbs (www.bundeswettbewerb-fremdsprachen.de) zu finden.“

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