Es krabbelt an der MSE

Es krabbelt an der MSE

„In dem Becken ist doch gar nichts drin!“ sagte der erste Schüler der Klasse 9d.

„Brombeeren kann ich mir auch draußen im Garten anschauen“, platzt der nächste direkt heraus. „Doch da, seid ihr etwa blind?! Da ist ein Tier!!“. Einige Schülerinnen und Schüler sahen bis zum Öffnen des Terrariums noch immer keine Tiere, trotz der Hinweise der Biologielehrerin Frau Seul, dass man auf das Wackeln dieser besonderen Insekten, die man als „Wandelnde Blätter“ bezeichnet, achten muss. 

„Wow! Die sehen cool aus!“ So hallt es auf einmal im Biologieraum der MSE, als das erste Tier aus dem Terrarium genommen wurde. Das Suchen nach den neuen tierischen Mitbewohnern wird zur Geduldsprobe. Drei kleine Wandelnde Blätter (Phylliidae) sind in die MSE eingezogen. Die beiden Weibchen und das Männchen sind zwar noch jung, im dritten beziehungsweise vierten Entwicklungsstadium, aber schon sehr faszinierend. Sie haben noch einige Häutungen vor sich, bevor sie als erwachsene Insekten (Imagos) gelten. 

Als die Scheibe weggenommen wurde, war zunächst das Geschrei groß, aber die Augen noch größer. „Sie können nicht springen, sie können nicht beißen und sie können nicht fliegen“, beruhigt Frau Seul die SchülerInnen und Schüler. „Die sind aber hässlich“, poltert ein Schüler dazwischen. Doch gekonnt wird ergänzt,  „und anders als ihr können sie jemanden auch nicht beleidigen!“ Gelächter macht sich im Raum breit und schon steigt die Neugierde auf die neuen Mitbewohner. Die erste Frage nach Berührungen werden laut, doch zunächst gibt es erste Informationen.

Wandelnde Blätter gehören zur Gruppe der Gespenstschrecken und sind damit wahre Tarnungskünstler. Kaum eine Insektenordnung beherrscht die Mimese so gut. Sie ahmen nicht nur Blätter in Aussehen und Bewegung im Wind nach, sie können sich auch tot stellen, also eine sogenannte Schreckstarre annehmen, wenn sie sich bedroht fühlen. Neben den Brombeerblättern zur Tarnung nutzen sie diese auch als Nahrung, denn sie sind reine Pflanzenfresser.

So wie die Begeisterung bei den Lernenden mit diesem Stundeneinstieg schnell in die Höhe schoss, war sie bei unserem Schulleiter Herr Mombaur von Anfang an vorhanden. Er hofft schon jetzt auf den ersten Nachwuchs und hat bereits angeboten, die erste Ferienbetreuung für die drei kleinen Insekten zu übernehmen.

Wir freuen uns sehr darauf, diese kleinen Tiere in Zukunft während des Schulalltags beobachten zu können und dadurch Einblicke in die faszinierende Welt der kleinen Tarnungskünstler zu bekommen. Besonders gespannt sind die Schülerinnen und Schüler auf das Schlüpfen der samenförmigen Eier, denn es könnte sich auch um die Eier einer anderen Gespenstschreckenart handeln, es bleibt also spannend. Doch bis wir Gewissheit über den Insekten-Nachwuchs haben, werden wir uns noch einige Zeit gedulden müssen.

(S. Drehsen, N. Seul)